Der Ort Hambach

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Hambach und das Hambacher Schloss

von Günter Anton

Das Dorf Hambach angelehnt an die Hänge des Haardtgebirges – in alten Schriften u.a. Haganbach oder Hainbach genannt – entwickelte sich in vielen Jahrhunderten, mitgeprägt durch die Geschichte der Kästenburg bzw. heute dem Hambacher Schloss, zu einem typischen Weindorf an der Weinstraße.

 

Edelleute überließen  im Jahr 865 der Speyerer Kirche „Güter in Haganbach im Speyergau“; so zu lesen in einem Codex des Klosters Lorsch. Unbestätigt, jedoch an Beispielen gleicher Namensnennung beweisbar, ist die Besiedlung und Wehrhaftigkeit des Burgberges, der als vorgelagerter Kegelberg aus der Gebirgskette herausragt. Wo die christlichen Missionare im Franken- und Germanenland auf Berge mit Stätten zur Götterverehrung stießen, wurden auf demselben Platz meist Kirchen und Kapellen zu Ehren des Erzengels Michael errichtet. Diese alten Kultstätten führen oft geradewegs über die germanische in die römische Bebauung zurück.

 

Die vermuteten Beziehungen zwischen Burg und Dorf wurden sicherlich durch den Ausbau der Burganlage zur Reichsfeste und den salischen Kaisern gefestigt. Als Erbauer wird Kaiser Heinrich II, *973, +1024, vermutet; dessen Sohn Heinrich III. übergab die Burg in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts an seinen Sohn Wolfram. Durch Erbschaft ging dann diese an den Bischof von Speyer über, welcher die Kästenburg im Jahr 1100 dem Domstift übereignete. Zu einer Feste ausgebaut, wurde sie dann im Mittelalter zu einem Zufluchtsort der Fürstbischöfe; auch der Domschatz konnte hier sicher verwahrt werden. Die befestigte Burg war mit drei Mauerringen umgeben und durch einen hohen Steinmantel an der gefährdeten Südwestflanke zusätzlich gesichert.

 

Im Bauernkrieg 1525 wurde die Bischofsburg von dem Nußdorfer Bauernhaufen gebranntschazt. Das 100-Fuder-Weinfass wurde von den Bauern ausgetrunken und zerstört. Mit harter Fronarbeit mussten sie ihre Zerstörungswut beim Wiederaufbau schwer büßen. Albrecht von Brandburg zerstört die Burg im Jahr 1552 schon wieder.

 

Der Dreißigjährige Krieg und der Franzosensturm von 1688 führten zu weiterer Verwüstung. Die Erstürmungen der Burg brachten für die Bevölkerung Qualen und Nöte. Jede Besatzung, ob Freund oder Feind, verlangte ohne Pardon Quartier, Essen und Trinken, Kleidung und auch Fütterung der Pferde. Das wegen der Nichtbewohnbarkeit der Kästenburg neu erbaute Schlösschen Geißspitz ging beim sogenannten Wildfangstreit im Jahr 1666 wieder unter. Bei all diesen Kriegshandlungen wurde immer wieder auch Dorf und Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen. Bis ins Jahr 1815 brachten durchziehende Heerscharen auf dem Weg zu europäischen Kriegsschauplätzen Hungersnot und Elend nach Hambach. Besonders schlimm war es während der Französischen Revolution.

 

Freisinnige Bürger aus Neustadt ersteigern 1823 die Kästenburg nebst Burgberg. Diese Burgruine rückt im Mai 1832 ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Die liberalen Dr. Siebenpfeiffer und Dr. Wirth hatten zu einem Constitutionsfest unter „Der Deutschen Mai“ geladen.

 

Fast 30.000 freiheitsliebende Patrioten vereinten sich bei deiner großen Kundgebung - später das „Hambacher Fest 1832“ genannt – Freiheit und Demokratie in einem einen Europa zu fordern. Einschränkungen der bayrischen Regierung in München – die Pfalz gehörte ab 1816 zum Freistaat Bayern – und eine drohende Verkehrssperre hatten die Pfälzer in Aufruhr gebracht. Die Kleinstaaterei wurde angeprangert. Nach der freien Meinungsäußerung, der Pressefreiheit wurde gerufen. Dieses Fest hat der deutschen Demokratie den Weg bereitet. Erstmals wurde die deutsche Fahne in den Farben schwarz-rot-gold auf dem Hambacher Schloss als Banner der Zukunft gehisst. Konnten auch damals die Forderungen nach politischen und demokratischen Grundrechten von dem Militär und den Gerichten noch niedergeschlagen werden; die Saat des „Geistes von Hambach“ ist heute aufgegangen.

 

Pfälzer Bürger machten 1842 die alte Burgruine nebst Wald dem bayrischen Kronprinzen Maximilian zum Hochzeitsgeschenk. Dieser beginnt 1845 mit dem Ausbau der „Maxburg“ in neugotischen Stil, beendet jedoch 1848 den schon mit Fenstern und Dächern versehenen Neubau unvollendet. Im Laufe der Zeit stürzen Zinnen herab, Mauern zerfallen – die Natur übernimmt die unvollendete Maxburg.

 

Als die Burgruine 1952 vom damaligen Landkreis Neustadt erworben wurde, begannen erste Restaurierungen. Zum Hambacher Fest 1957 wurden  Bewachsung und Geröllmassen entfernt. Maßnahmen zur Erhaltung boten zur 125. Jahrfeier dem langsamen Verfall vorerst Einhalt. Ein provisorisches Dach über dem Herrenbau wurde errichtet.

Beim Hambacher Fest 1982 zeigte sich das Schloss in einer neuen Blüte; ein vollständig renoviertes, neues Hambacher Schloss war entstanden. Ein großer Festsaal, Konferenzräume und ein Geschichtsmuseum wurden bei der 150 Jahrfeier durch das deutsche Volk in Besitz genommen. Die „Geburtsstätte der deutschen Demokratie“ war zu einer nationalen Gedenk- und Begegnungsstätte geworden. Geschichtsträchtig war der Staatsbesuch des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan im Mai 1985. In der erneuten Umbauphase zum 175. Jahrfest wurden neue Gesichtspunkte verwirklicht. Eine zeitgemäße Modernisierung und ein nach Süden gerichteter Restaurantanbau bestimmen das „Neue Hambacher Schloss“.

 

Trotz alledem sollte das Dorf Hambach nicht übersehen werden. Es wäre ein Fehler an der barocken St. Jakobus-Kirche vorüberzugehen. Wertvolle Wandmalereinen aus dem 13. Jahrhundert und die 1750 erfolgte Erneuerung erfreuen den Besucher. Das Dorf hat noch viele alte und schöne Winzerhäuser. Bemerkenswert sind das ehem. Forsthaus in Unterhambach und der ehem. Oberzehntkeller in der Schlossstraße. Das ursprüngliche Gemeindehaus, der „Herberge zu Hambach“ von 1612, das früherer Gasthaus „Zum Engel“ und das Alte Rathaus mit seinem markanten Spitzhelmtürmchen, die alten Winzerhäuser, der Dorfbrunnen und der neu gestaltete Rathausplatz sind in den letzten Jahren den Hambacher Bürgern und ihren Gästen zu einer neuen Stätte der Begegnung geworden.

 

Baustruktur und Häuserform des Ortes weisen auf die Haupterwerbsquelle der Bewohner hin. Der Wein prägt den Jahres- und Lebensrhythmus der Winzer wie eh und je. Drei fröhliche Hambacher Feste sind in altem Brauchtum verwurzelt. Auf Schritt und Tritt ist in den Straßen und Gassen die Vergangenheit lebendige Gegenwart. Hochgeschätzt ist auch heute wieder der gute Hambacher Riesling – Weinkenners Liebling – der den Weinfreunden in zahlreichen Weinstuben und Gaststätten gereicht wird.

(Quelle: aus Festschrift „100 Jahre Trachtengruppe Hambach“)


 

Die Trachtengruppe Hambach im Jahr 2011 vor dem Hambacher Schloss.